Bundes- und Kommunalpolitik im engen Austausch mit dem Forschungs- und Transferzentrum CeMOS der Hochschule Mannheim

Trotz der allgegenwärtigen Gefahren und Beeinträchtigungen durch die Corona-Pandemie plant die Hochschule Mannheim auch weiterhin für die Zukunft. Dies gilt insbesondere für den sich rasant verändernden Bereich der Forschung und Entwicklung. Aufbauend auf langjährigen Kontakten, lud daher das Forschungs- und Transferzentrum CeMOS die Vorsitzende der FDP-Fraktion im Gemeinderat, Dr. Birgit Reinemund, den Mannheimer FDP-Bundestagsabgeordneten Konrad Stockmeier und den Gemeinderat Volker Beisel zu einem Meinungsaustausch über kurz- und mittelfristige Bedarfe der Forschungs- und Transferpolitik ein. Frau Dr. Reinemund war selbst von 2009 bis 2013 in Bundestagsausschüssen mit industrienaher Forschung, u.a. dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) betraut.
In den Hightech-Räumen des Kompetenzzentrums Virtual Engineering (KVE) der Hochschule Mannheim kam es zu einem dreistündigen Austausch der anwesenden Politikvertreter mit dem Prorektor für Forschung und Transfer, Prof. Dr. Mathias Hafner, und den fünf Professoren des Forschungs- und Transferzentrums CeMOS (Hopf, Rädle, Reichwald, Rudolf, Wasenmüller).
Prof. Hafner formulierte die Anregungen und Forderungen der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) BaWü für eine künftige Förderung von Forschung und Industrietransfer: „Neben die DFG für die Förderung von Spitzen-Grundlagenforschung soll eine DATI gestellt werden für Spitzenleistungen in der industrienahen Innovation und im Transfer. Als Innovationstreiber für Wirtschaft und Gesellschaft fördern HAWs nachgewiesenermaßen die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland, auf dessen Leistungsfähigkeit wir strukturbedingt mehr angewiesen sind, als viele andere Länder Europas“. Er zeigte zudem die enorme Steigerung der Forschungsleistung der Hochschule Mannheim über die letzten Jahre auf: „Die leistungsstärksten Hochschulprofessoren nehmen nicht weniger Drittmittel ein, als ein erfolgreicher Universitätsprofessor, leisten aber das doppelte Lehrdeputat“. MdB Stockmeier betonte die Wichtigkeit der Hochschule Mannheim für die Ausbildung guter Ingenieure aber auch „als wichtiger Forschungspartner für die lokalen kleinen und mittelständigen Firmen. Die angewandte Forschung ist hier fast wichtiger als die Grundlagenforschung, die hauptsächlich an Universitäten stattfindet“.
Prof. Carsten Hopf stellte das CeMOS mit ca. 5 Mio. EUR Jahresumsatz und ca. 80 Mitarbeiter:innen als das größte Forschungs- und Transferzentrum einer HAW in Deutschland dar, dessen Exzellenz mittlerweile neben vielen Industrie-finanzierten Projekten in zahlreiche EU-, BMBF-, BMWi-, Landes- und DFG-Konsortien eingebracht wird. Er betonte die Alleinstellungsmerkmale der Hochschule bei Digitalen Technologien für die Erforschung sicherer und wirksamer Wirkstoffe, u.a. in der intelligenten Biotech- und Pharma-Analytik wie der Massenspektrometrie-Bildgebung, sowie in der ressourcenschonenden und klimaneutralen Pharma- und Chemieproduktion. „Das einzigartige Profil des CeMOS reicht von in renommierten Nature-Zeitschriften veröffentlichter Spitzenforschung bis hin zur Produktentwicklung und zu Firmen-Ausgründungen“, so Prof. Hopf.
Prof. Matthias Rädle betonte das breite Spektrum der Geräteentwicklung mit mittelständigen Industriepartnern am CeMOS, das von 3D-Metalldruck über Sensoren für die Landwirtschaft, die Medizintechnik und die Chemieproduktion wie den kürzlich auf der Las Vegas-Messe präsentierten Proxicube für die Aerosol-Überwachung in Raumluft bis hin zu energieeffizienten neuartigen Latentspeichern für Kühl-LKWs und Fertighäuser reicht. „Wir arbeiten im CeMOS seit Jahren mit einem Netzwerk aus 150 mittelständigen Unternehmen zusammen und haben bereits über 300 ZIM-Projekte erfolgreich abgeschlossen“, führte Prof. Rädle aus.
Prof. Rüdiger Rudolf stellte die integrierten Technologien des CeMOS für die Tierversuchs-freie Pharmaforschung auf Basis von menschlichen 3D-Zellmodellen vor, die auch industriell stark nachgefragt werden. Für diese Forschungsrichtung hatte CeMOS (Rudolf, Wasenmüller, Hopf) mit weiteren Kollegen gerade erst von der DFG 1 Mio. EUR Förderung bewilligt bekommen. Prof. Julian Reichwald, der auch Vorstand des Mannheimer Netzwerks Smart Production ist, stellte seine IT-Systeme und Produkte für die Digitale Transformation, u.a. sog. Digitale Zwillinge, vor, die in der Industrie 4.0 zunehmend auch im Mittelstand eine herausragende Rolle spielen. Prof. Oliver Wasenmüller schließlich, vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) an die Hochschule gewechselt, entwickelt als KI-Kopf des CeMOS mit hoher Geschwindigkeit dessen industrienahe KI-Forschung.
Da die FDP im Bund aktuell sowohl das Finanz- als auch das Forschungsministerium verantwortet, wurden in der Diskussion auch weitere Themen adressiert, die dem CeMOS am Herzen liegen, so z.B. der Bürokratieabbau in der öffentlich finanzierten Forschung, die fehlende Grundfinanzierung der Forschung an HAW selbst für Exzellenzzentren wie das CeMOS oder das noch fehlende Promotionsrecht für forschungsstarke HAW-Professor*innen, die nicht mit Universitäten assoziiert sind. Die begonnene Diskussion soll über regelmäßigen kleinskaligen und unbürokratischen Informationsaustausch weitergeführt werden.

 


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