Einsatzkräfte der Feuerwehr sind in der engen Mannschaftskabine von Löschfahrzeugen einem besonders hohen Infektionsrisiko mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ausgesetzt. Grund hierfür ist die Übertragung durch Aerosole, die sich dort in der Luft anreichern. Neue, noch ansteckendere Coronavirus-Varianten erhöhen dieses Risiko weiter. Dichtgedrängt mit weniger als einem Kubikmeter Raumlauft pro Person setzen sich mehr als eine Million Feuerwehrleute in Deutschland und viele weitere Millionen in aller Welt ohne Impfung dieser Infektionsgefahr im Inneren eines Löschfahrzeugs bei jeder Einsatzfahrt aufs Neue aus. Mit Hilfe des Proxi-Cubes wurde nun im Rahmen eines Feldversuches unterschiedliche Maßnahmen zur Reduzierung von Aerosole im Inneren der Löschfahrzeuge untersucht.
Dr. Thomas Schäfer vom Kompetenzzentrum CeMOS der Hochschule Mannheim hatte die Idee für die Entwicklung des Proxi-Cubes. Für den inzwischen als Patent angemeldeten Aerosol-Detektor verwendeten Schäfer und sein Team die gleiche Sensorik wie für die Feinstaubmessung, allerdings im Doppelpack: Ein Sensor misst einfach nur die eingesaugte Raumluft, der zweite heizt die eingesaugte Luft so weit auf, dass Flüssigkeiten verdunsten. Aus der Differenz beider Messungen errechnet das Gerät dann die Menge an wässrigen Tröpfchen, die sich in der Luft befinden – so kann es zuverlässig zwischen Feststoffen und Flüssigpartikeln unterscheiden.
Um die besten Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung flüssiger Aerosole im Inneren der Löschfahrzeuge herauszufinden sind nun unter Federführung der Freiw. Feuerwehr Ilvesheim die wenigen ehrenamtlichen Einsatzkräfte aus Edingen-Neckarhausen, Hirschberg, Ilvesheim und Ladenburg, die bereits aufgrund anderer Berechtigung aus dem beruflichen oder privaten Umfeld über einen Corona-Impfschutz verfügen, zu einer feldexperimentellen Studie angetreten. Einen ganzen Tag lang wurde die Wirkung unterschiedlicher Schutzmaßnahmen auf die Ausbreitung flüssiger Aerosole im Rahmen kontrollierter Messfahrten in einem Löschfahrzeug wissenschaftlich untersucht. Team-Mitglieder des Instituts für Klinische Chemie der Universitätsmedizin Mannheim sorgten unmittelbar vor Beginn der Messfahrten für einen zusätzlichen Schutz der teilnehmenden Einsatzkräfte durch PCR- und Antikörper-Tests im CoVLAB-Truck der Baden-Württemberg Stiftung. Das Forschungszentrum CeMOS der Hochschule Mannheim setzte seine weltweit führende ProxiCube-Messtechnik zur größenspezifischen Bestimmung flüssiger Aerosole gemeinsam mit seinen Projektpartnern Nevoox Europe GmbH und ProxiVision GmbH im Innern des Löschfahrzeugs ein.
„Es ist ein Glücksfall für die Region, dass Mannheim über solche herausragende wie transferstarke Forschungseinrichtungen und Produktionsnetzwerke der Wirtschaftsförderung verfügt, die uns hier großartig unterstützen“, freut sich der Initiator der Studie, Dr. Elmar Bourdon. Als assoziierter Wissenschaftler am gemeinsamen Institut für Medizintechnologie der Universität Heidelberg und der Hochschule Mannheim und zugleich Kommandant der Ilvesheimer Brandschützer im Ehrenamt betont er: „Die Studienergebnisse werden jetzt gemeinsam mit den Partnern aus CeMOS und Universitätsmedizin Mannheim zur internationalen wissenschaftlichen Begutachtung und Veröffentlichung vorgelegt, damit daraus gesicherte Empfehlungen für die Feuerwehr-Praktiker werden können“.
Die Vermarktung des weltweit einmaligen Proxi-Cubes ist inzwischen angelaufen. Die ProxiVision GmbH als Kooperationspartner der Hochschule hat die ersten Geräte mit dem Namen Proxi Cube fertiggestellt und ausgeliefert. Durch das aktive Engagement im Netzwerk Smart Produktion, einer Initiative der Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim, wurden erste Anwender gewonnen und mit der Nevoox Europe GmbH ein in Mannheim ansässiger Vertriebspartner gefunden, der den weltweiten Vertrieb des Geräts exklusiv übernommen hat. Ab April ist der Proxi Cube regulär im Handel erhältlich.